"SAN YAO SU"
Verein für chinesische Kampf- & Bewegunskünste e.v.
Dieser Blog ist dazu gedacht, Gedanken, Hintergrundwissen und Interessantes rund um die Kampfkünste, die asiatische Kultur und Philosophie anzubieten. Er ist aber auch dafür da, zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen. In erster Linie vertritt jeder Beitrag die Meinung und Sichtweise des jeweiligen Autors.
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27.04.2021
Wushu ist nicht einfach nur das Üben von Techniken, um sich und andere zu verteidigen. Wushu ist auch ein Lebensweg.
Die chinesischen Kampfkünste sind, anders als im Westen, tief verwurzelt im chinesischen Leben und Denken.
Die drei großen Religionen (Philosophien) Chinas spiel(t)en eine maßgebliche Rolle in der Entwicklung des Wushu.
Die “Drei Großen”, das sind der Konfuzianismus, der Buddhismus und der Daoismus.
Im Zusammenhang mit den alten chinesischen Kampfkünsten sind hierbei berühmte Schriften wie das “Daodejing” (Das Buch des Weges, Laozi), das “Sunzi binfa” (Sunzi´s Kunst des Krieges), das “I Ging” (Buch der Wandlungen) und das “Zhuangzi” (Buch der daoistischen Weisheiten) wichtig.
Ein wichtiger Gedanke des Daoismus ist das “Wu Wei”, das Nicht-Handeln. Man sollte das jedoch nicht mit Nichtstun verwechseln. Im Wesentlichen geht es darum, Dingen ihren Lauf zu lassen und erst im richtigen Augenblick zu Handeln. Eben nicht, durch pausenloses (aggressives) Agieren einen Erfolg erzwingen zu wollen.
Sunzi schreibt in seinem Werk “Die Kunst des Krieges” dazu:
“Nach den Regeln der Kriegskunst ist es besser, den Staat des Gegners unversehrt zu lassen, als ihn zu zerschlagen. […] Deshalb ist hundertmal zu kämpfen und hundertmal zu siegen nicht das Allerbeste. Am Allerbesten ist es, das Heer des Gegners ohne Kampf zu besiegen.”
Doch wie genau soll man das denn machen? Und steht das Wu Wei (Nicht-Handeln) nicht im Widerspruch zum Gong Fu (stetiges hartes Arbeit und Üben für den Erfolg)?
Eine kleine Geschichte aus dem Zhuangzi soll dahingehend zum Nachdenken anregen.
“Ji Xingzi richtete für den König einen Kampfhahn zu. Nach zehn Tagen fragte der König: “Kann der Hahn schon kämpfen?” Er sprach: “Noch nicht, er ist noch zu eitel, stolz und zornig.” Nach aber zehn Tagen fragte der König wieder. Er sprach: “Noch nicht, er geht noch auf jeden Laut und Schatten los.” Nach aber zehn Tagen fragte der König. Er sprach: “Noch nicht, er blickt noch heftig und strotzt vor Kraft.” Nach aber zehn Tagen fragte der König. Er sprach: “Nun geht es. Wenn andere Hähne krähen, so macht das keinen Eindruck mehr auf ihn.” Der Hahn war anzusehen wie aus Holz. Sein Wesen war vollkommen. Fremde Hähne wagten nicht mehr mit ihm anzubinden, sie kehrten um und liefen weg.”
- Gong Fu und Wu Wei führen zum Sieg ohne Kampf -
Oder wie es in den “Sechsunddreißig Listen” heißt:
“Von 36 Listen ist die letzte, das Weggehen, das Beste.”
Weggehen ist nicht anderes als “Nicht-da-sein”, was wiederum nichts anderes wie Wu Wei (Nicht-Handeln) ist.
Doch muss man sich immer wieder in Erinnerung holen, dass sich die Philosophien nicht ausschließlich auf die Kampfkünste beziehen. Es sind Lebensweisheiten und Naturanschauungen, die man auf alle Lebenslagen anwenden kann. Zwar gibt es eine gegenseitige und wechselseitige, starke Beeinflussung zwischen den chinesischen Philosophien und den Kampfkünsten, doch das ist alles nur ein Teil des großen Ganzen.
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路萨沙 - Bodhisattva on a sandy road
Sascha - 19:45:50 @ Philosophie, Training | Kommentar hinzufügen
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